„Das haben wir 26 Jahre lang trainiert“
Im Interview verraten sie ob Oben-Ohne-Fotos bei den Sponsoren etwas bringt und ob sie von ihrem Hobby leben können.
Osnabrück. Die Zwillinge Bennet und David Poniewaz sind in dieser Beachvolleyballsaison so erfolgreich wie noch nie. Als erstes Männerteam haben sie in einer Saison fünf Turniere der Techniker Beach Tour, der ranghöchsten deutschen Beachvolleyball Tour, gewonnen.
Ihr trainiert fast täglich auf dem Beachfeld, seid auf den Turnieren immer im Sand. Ist in euren Taschen und überall einfach Sand?
Freundin im Hintergrund: Jaaaa!
Bennet: Das ist ja wirklich super ätzend. Du hängst die Wäsche auf. Da rieselt Sand runter. Du hängst die Wäsche ab. Da rieselt Sand runter. Du gehst nach dem Training in deine Wohnung, und da liegt alles voller Sand. Dieses typische Knirschen unter den Füßen ist schon zur Normalität geworden.
Gibt es einen Trick, was man dagegen tun könnte?
David: Man sollte die Sachen eigentlich vorher ausschütteln. (lacht) Aber wir sind natürlich zu faul dafür.
Bennet: Aber irgendwie gehört es auch dazu. Ab und zu ist unser Trockner mal verstopft. Den müssen wir dann saubermachen, aber das war es auch.
Könnt ihr vom Hobby Beachvolleyball leben?
Bennet: Absolut nicht. Letztes Jahr sind wir wahrscheinlich mit plus minus Null rausgegangen, weil wir nicht so erfolgreich waren. Dieses Jahr läuft es tatsächlich ganz gut. Da wird am Ende auf jeden Fall was übrig bleiben, aber das muss man relativieren. Denn in einem Jahr sind es neun Turniere der Techniker Beach Tour. Es gibt 3000 Euro pro Sieg. Die muss man immer noch durch Zwei teilen und dann noch den Trainer bezahlen. Da kann sich ja jeder denken, dass man davon nicht Miete, Auto und alles über das ganze Jahr verteilt bezahlen kann. Wir haben ein paar Sponsoren, aber das reicht leider noch nicht.
Ist es das Ziel, dass es noch reicht?
Bennet: Es wäre schön, wenn es sich mehr rentieren würde. Denn die Belastung im August mit dem Training und den Turnieren von donnerstags bis sonntags ist enorm. Wenn man es mit anderen Sportarten vergleicht, ist es unrentabel, aber es macht uns ja auch Spaß. Und wir machen es nicht nur des Geldes wegen.
Bei Facebook habt ihr oft Oben-ohne-Fotos. Bringt das was bei den Sponsoren?
Bennet: Bei Frauen auf jeden Fall. Bei Männern ist das noch nicht angekommen. Bei mir auf jeden Fall nicht.
David: Wir haben gedacht, dass mal ein Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln auf uns aufmerksam wird, aber das passiert überhaupt nicht. Oder ein Eier-Sponsor, weil wir so viel Werbung für Eier gemacht haben. (Beide lachen.)
Ihr esst ziemlich viele Eier, oder?
Bennet: Ich alleine esse acht am Tag.
David: Ich esse drei oder vier am Tag. Höchstens.
Ihr steht als Zwillinge auf dem Beachplatz. Ist es ein Vorteil mit dem Bruder zu spielen oder ein Nachteil?
Bennet: Ich denke, es ist ein Vorteil. Jedes Team hat seine Probleme, wenn man jeden Tag auf einander hockt. Wir gehen uns auch mal auf den Sack…
David: … aber wir haben das 26 Jahre lang trainiert.
Bennet: Genau, wir haben 26 Jahre lang trainiert, uns auf den Sack zu gehen. Und so schnell wir uns nerven, genauso schnell verfliegt es wieder. Wir sind nicht nachtragend. Wir haben auch mal eine Situation auf dem Spielfeld, in der wir uns anmeckern, aber uns dann wieder aufs Wesentliche besinnen. Das blinde Verständnis, das wir untereinander haben, ist ein Vorteil.
Wer sagt mal eher, jetzt mal ruhig bleiben?
Bennet: Also ich bin eine Minute älter und ich würde sagen, ich habe auch das Sagen auf dem Spielfeld. Das bestreitet David bestimmt gleich wieder, aber ich glaube in engen Situationen bin ich der Kopf des Teams und regel das mehr auf dem Spielfeld.
David: Ich blocke in den entscheidenden Momenten immer die Bälle. Wir brauchen da gar nicht diskutieren. (Beide lachen.)
Ihr seid derzeit laut DVV-Rangliste das viertbeste Team in Deutschland. Gibt es da eine Wendung, dass ihr doch zum Nationalteam werdet?
Bennet: Das Thema ist für uns durch. Wir machen unser Ding und ganz ehrlich, damit fahren wir am besten. Weil so macht es uns Spaß. Das ganze hin und her da oben, macht die ganze Planung schwierig. Man weiß nie, woran man ist.
David: Ich habe auch kein Bock mehr, mich damit zu beschäftigen. Ich habe mich da jahrelang drüber aufgeregt. Das hat auch nichts gebracht. Die machen eh was sie wollen und ich halte mich da einfach raus.
Was ist euer Ziel für die DM in Timmendorfer Strand am Wochenende?
David: Wir spielen Punkt für Punkt.
Bennet: Wir freuen uns drauf und haben richtig Bock, die Leistung der Saison abzurufen. Aber mal den Worst-Case angenommen: Wir spielen one-two (also verlieren zwei Spiele und sind raus), dann wäre es immer noch eine geile Saison. Wenn wir es schaffen, noch einmal was zu reißen, Viertelfinale oder darüber hinaus, wäre es super, aber auch alles andere würde die Saison keinesfalls schmälern.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung, 29.08.2019, Link: https://www.noz.de/sport/os-sport/artikel/1855696/poniewaz-zwillinge-ueber-oben-ohne-fotos-eier-sponsor-und-erfolg-im-beachvolleyball