Ende der achtziger Jahre bis Anfang der zweitausender, das war sie, unsere Blütezeit des Kilmern’s.
Dabei wird ein sogenannter Kilmerstuten innerhalb eines Jahres nach der Geburt eines Kindes zu dessen Elternhaus gebracht. Auf den ersten Blick sieht der Stuten aus wie ein etwas zu groß geratenes Rosinenbrot, ca. einen bis anderthalb Meter lang.24.07.99: Kilmern für Harrison Niederhelmann
Der Stuten wird dann mit bunten Bändern auf eine Holzleiter gebunden und von vier Personen getragen, an jeder Ecke der Leiter eine. An der Leiter baumeln außerdem Plastikeimer, Rassel und anderes Spielzeug, eine Art Starterpaket für den Nachwuchs. Und Butter, Käse und Wurst. Die jungen Eltern haben nach der Ankunft der Kilmer-Gesellschaft zwar deren Durst zu stillen, die Utensilien für die feste Verpflegung bring die Truppe aber selber mit. Ein Bollerwagen, der über die staubige Kehle auf der Wegstrecke hinweghelfen soll, darf natürlich auch nicht fehlen.
Die Kleiderordnung besteht in Lintorf traditionell aus Jeans (blau oder schwarz), weißen Hemden und schwarzem Jacket, dazu noch ein Zylinder, wenn man einen hat oder bekommen kann. Eine weitere Grundausstattung ist ein Schnapsglas, das ständig bei sich geführt werden sollte.
Die Kilmerstuten-Überbringer treffen sich vor dem Besuch bei den Eltern in einer Gastwirtschaft (oder privat) und vereinbaren eine Laufstrecke zum Ziel, an der mehrere Gaststätten oder die Häuser von Bekannten oder Verwandten liegen, bei denen man einkehren oder zumindest klingeln kann, um sich mit einem „Kurzen“ zu stärken.
Meist wird zumindest ein Elternteil in den Besuch eingeweiht, da man bei der seinerzeitigen und auch heutigen Termindichte ansonsten Gefahr läuft, entweder niemanden anzutreffen oder, was evtl. sogar noch schlimmer wäre: es sind nicht ausreichend Getränke im Haus.
Da „Kilmern“ seinerzeit einfach zum guten Ton gehörte, häuften sich die Treffen in schwarz-weißen Klamotten in jenen Jahren ganz schön. Erinnert sei nur an das Überbringen des Stutens an Theresa Elsner, Harrison Niederhelmann, Mark und Patrick Truschkowski, Stefanie Rohrbach, Vera Uhlmann, Marian Depker in Wallenhorst und Laura Depker in Emsbüren (natürlich erstmal mit dem Bus) und und und. Spaß gemacht hat es immer!
H. Uhlmann
Wittlager Kreisblatt vom 13.09.88
Wittlager Kreisblatt vom 27.06.91
11.06.93: Kilmern für Mark und Patrick Truschkowski