Mini-Kader bereitet Kopfzerbrechen
Nur sechs Monate nach der letzten Deutschen Meisterschaft, die wegen der Corona-Pause im Sommer in die Wintermonate verschoben worden war, hat sich Lintorfs Senioren IV (die Spieler müssen über 53 Jahre alt sein) erneut für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Die Reise führt die Altkreisler erneut in Deutschlands schönen Osten. Nachdem die Meisterschaften im letzten Jahr im Vogtland nahe der tschechischen Grenze stattfanden, ist dieses Mal Rostock Ausrichter der DM.
Die Lintorfer können durchaus als Dauerbrenner bezeichnet werden, was deren Teilnahme an den nationalen Endausscheidungen betrifft. Zahlreiche Medaillenränge zeugen zudem von einer Klasse, die in Deutschland kaum ein anderer Verein in dieser Altersgruppe vorweisen kann. „Unser Vorteil besteht schon seit Jahren darin, dass wir alle Woche für Woche noch aktiv am Ligabetrieb teilnehmen. Die meisten von uns spielen sogar zusammen in einem Team. Zu den Meisterschaften verstärken wir uns zwar punktuell auf einigen Positionen, der Kern bleibt aber im Grunde zusammen. Das bringt uns natürlich erhebliche Vorteile in der Abstimmung auf dem Feld“, erläutert Steuerberate und Libero Bert Poniewaz einen der Gründe für die bisherigen Erfolge. Demnach sind in den anderen Teams zwar durchaus spielerisch größere „Kaliber“ anzutreffen -es tummeln sich durchaus mal zwei bis drei Ex-Nationalspieler in einer Mannschaft- der Zusammenhalt und die Trainingseinheiten beschränken sich dabei aber meistens aber auf wenige Wochen vor dem Saisonhöhepunkt.
„Stefan, Hardy und Willi, der bei dieser DM aus beruflichen Gründen leider nicht dabei sei kann, spielten beispielsweise das erste Mal im Alter von 10 Jahren zusammen, das ist jetzt mal locker 48 Jahre her. Ich selber bin damals nach der Auflösung der Volleyball-Abteilung in Ahrenshorst zum Lintorfer Regionalligateam gestoßen. Man kennt sich also wirklich schon lange“, erläutert Poniewaz weiter. Dabei hat im Laufe der Zeit der Biss der Protagonisten nicht gelitten. Auch heute noch wird sogar im Training jeder umstrittene Ball ausführlich diskutiert, manchmal beschleicht einen sogar der Eindruck, als hätte der Ehrgeiz der stark auf die 60 zugehenden Akteure sogar noch zugenommen.
Eine Tatsache bereitet dem gut aussehenden Vater des Deutschen Beach-Top-Duos Bennet und David Poniewaz in diesem Jahr allerdings erhebliches Kopfzerbrechen. „Leider haben von der erfolgreichen Bronze-Medaillen-Mannschaft des letzten Jahres gleich vier Spieler aus den verschiedensten Gründen abgesagt, die ich hier lieber nicht alle erläutern möchte. Daher reisen wir mit einem Mini-Kader von nur neun Spielern nach Rostock. Wenn man bedenkt, dass wir incl. Libero sieben Spieler benötigen, ist das wirklich knapp. Zudem haben einige Spieler schon jetzt mit nicht ganz ausgeheilten Verletzungen oder OP-Nachwirkungen zu kämpfen. Das Turnier mit einem so dünnen Kader überhaupt zu Ende spielen zu können, gleicht schon jetzt dem berühmten Ritt auf der Rasierklinge.“
Sportlich bekommen es die Lintorfer in Ihrer Vorrundengruppe zunächst mit Helios Berlin zu tun, einem ganz dicken Brocken und sicher einer der Favoriten auf den Titel. Danach wartet der TV Kressbronn, eine den Altkreislern völlig unbekannte Mannschaft. Das Team ist in Baden-Würtemberg am Bodensee beheimatet und hat immerhin eine Anreise von 930 km vor sich. Wie die Lintorfer letztendlich abschneiden werden, lässt sich unter den schwierigen Rahmenbedingungen nur ganz schwer abschätzen, an Zusammenhalt und Ehrgeiz wird es aber nicht mangeln.